Freitag, 26. Juli 2013

Größer, Höher, Besser, Schöner– und die Berge sind auch net schlecht

Da ich noch immer a bisserl fertig bin nach der Radtour, mag ich auch mitm Bus keinen m mehr fahren und beschließe mich einfach auf ein Betreiebsgelände zu stellen…
links und rechts geht’s steil bergauf und ich sehe echt keine andere Möglichkeit…die Hoffnung, dass auch in Norwegen in Betonwerken am Wochenende nicht gearbeitet wird bestätigt sich.







Da auf diesem meiner Meinung nach extrem mies geführtem Betonwerk aber weit und breit keine Toiletten zu finden sind, begebe ich mich zum Frühstück mal in die Nähe einer Tankstelle, fülle dort meine Wasservorräte auf, benutze die Toilette und kaufe zum Dank für die Gastfreundschaft noch ein Eis…kurz: der Tag beginnt gut.
 





Dann bin ich überrascht, wie schnell die Landschaft hier wechselt…mal fährst du in dicht bewaldetem Gebiet, wo jederzeit ein Elch hervorspringen KÖNNTE, dann plötzlich geht’s ein Stück hoch und du bist in ner kargen Steinlandschaft…







Mit der Zeit hab ich nun ein Gespür für gute Standplätze entwickelt und so finde ich den bislang besten Schlafplatz mitten auf einem Hochplateau…und gratis obendrein!
 






Ich staunte nicht schlecht, als am Morgen der Aussentemperaturfühler 2°C angezeigt hat, obwohls am Abend noch 21°C hatte!
Zudem wurde der Bus diesmal richtig auf Insektendichigkeit getestet. Es wimmelte von blutsaugenden Biestern…keine kam rein…keine!



Gleich in aller Frühe gings dann zum Besseggengrat. Ich hatte am Abend zuvor schon die dortigen Gepflogenheiten ausgekundschaftet und wußte wie es die Detlefs, Heinz-Rüdigers und Jens-Dorstens angingen.

Also machte ich es anders. Ich ging den Grat in die verkehrte Richtung und startete zusätzlich noch recht früh; so gegen 7Uhr. 
Dafür wurde ich mit Einsamkeit entlang meines gesamten Aufstiegs und an den schönsten Stellen belohnt! Einfach unglaublich schön dort. Wirklich spektakulär! 

Oben die Gebirgsseen, unten der gletschergespeiste und daher grün schimmernde See…unglaublich!
 












Hr Krauß könnte sicher im Kopf überschlagen welche Kraft da auf die Felswände wirkt, wenn ein 40m tiefer See auf eine nur rund 10m mächtige und 50m lange Felswand ohne Gegendruck wirkt…mir blieb nur die Einschätzung „sehr viel“ übrig und ich staunte…








Und weil ich so ein unglaublicher Glückspilz bin, komm ich auch völlig unerwartet (ich hätte ansonsten 3Std warten oder eben 3Std Rückwegen schaffen müssen) aufgrund eines technischen Defekts, der die Fähre 1Std lang an der Abfahrt gehindert hatte, in den Genuß einer Fährüberfahrt. 

Ich hatte keine Ahnung wie was wann wo die Fähre ging, kam vom Weg direkt zur Anlegestelle, die hatten gerade abgelegt und riefen mir zu „Gjendesheim?“…
Ich hatte KEINE AHNUUNG, sagte halt mal „This direction“…die legten wieder an, ich ging an Bord, superklass!





Dieses war also der erste Streich der großen Ziele hier in Mittelnorwegen…gleich am selben Tag noch gings weiter zum Parkplatz Glitterheim um am nächsten Morgen den Aufstieg zum Glittertind anzugehen; der 2. höchste Berg Norwegens.









Das Besondere daran ist, dass der eigentliche Startpunkt, die Hütte Glitterheim rd. 8km innerhalb des Nationalparks liegt. Und da in Norwegen in NP grundsätzlich keinen motorisierten Verkehr gibt, ist die Anreise per Rad zu bewerkstelligen :-)

Heißt, in der Früh mal mit vollem Rucksack und  allem drum und dran mitm Rad zur Hütte und dann den Aufstieg beginnen.






Der Berg selber is komplett einfach und ohne Probleme gwesen. Der Gipfel sehr schön und ich glaube auch die Höhe nach rd. 1 Monat auf Meereshöhe ein bisserl zu spüren…oder isses es Chilli…ich weiß nicht recht.








Und bitte eine SENSATION: Ich sehe meine ersten freilebenden-und-lebenden-und-nicht-nur-die-Gagsi-REENTIERE:


Link zur Tour



Und die Tiere setzen sich in Bewegung, genau auf mich zu, ich verhalte mich in den Nationalpark-Broschüren beschrieben, setze mich hin und verhalte mich ruhig, sie kommen immer näher…

Dann kommen 3 Mädels über den Grat…und was soll ich sagen…Schnatterschnatterschnatter…hahaha…hihi, so lustig ois…und weg woans die Viecherl…i glaub die Mädels woan so vertieft in ihre sicherlich total wichtigen Gespräche, dass se net amal mitbekommen…ok, laß ma des…


Am Abend dann den Wahnsinns-Stellplatz gefunden, den ich auch noch eine weiteren Nachmittag zum Lesen und Entspannen genutzt habe dann…




Eigentlich war für den nächsten Tag der höchste Berg Norwegens geplant, aber 1. hatte ich üüüüberhaupt keinen Bock nochmal so früh aufzustehen und mich so anzustrengen und 2. …kamen mir 4 Niederländer ganz gelegen. Mit ihnen wars recht nett, deshalb mußte ich mich auch mal ausschlafen am nächsten Tag.

Ich verbracht den Tag in Lom und auch im dortigen "Legevakt" (=Ärztezentrum) wegen meines Ohres, das no immer a bissl Probleme machte…eingehende Untersuchungen zeigten aber: Es is ka bakterielle Entzündung, sondern nur ein Virus…und gegen den kann ma nix machen ausser abwarten.


Wie sich herausstellte, war der Ruhetag  die genau richtige Entscheidung, da der Parkplatz zur Spliterstulen-Hütte am nächsten Tag nur rd. zur Hälfte gefüllt war.
Um der Masse zu entgehen, startete ich jedoch wieder um 6Uhr; bei mir heißt das: 4:15Uhr aufstehen! A guates und ausgiebiges Frühstück muss sein!





Der frühe Start hat sich aber ausgezahlt Ich hatte den Gipfel rd. 30min für mich allein!







Beim Abstieg sah ich dann die unglaubliche Menge an Leuten, die den kürzeren Aufstieg als Touri-Tour gewählt haben den Gletscher empor steigen. Der Hüttenwirt erwartete rd. 600Personen an diesem Tag!!!!!! 



Ich war Nr. 2 am Gipfel an diesem Tag; ein Schwede war schon um 2Uhr gestartet und wollte den Sonnenaufgang vom Gipfel aus sehen.
 

Ich muss sagen, dass ich mich selten so einen Berg hochgequält hab. Es war nicht die Distanz oder der Höhenunterschied…keine Ahnung was los war…Ich glaub die für mich unerträgliche Hitze am Start hat mich einfach gekillt. 


Aber die 3 Touren haben mir sehr gefallen. Jedes Mal viel Zeit für mich gehabt. Und immer jemanden getroffen und eine gute Unterhaltung geführt.

Bei allen meinen Touren hier und bei all der Zeit die ich hier verbringe, denk ich wirklich oft dran, wie unglaublich viel Glück ich hab sowas machen zu können. Und wie wahnsinnig privilegiert ich bin, dass ich überhaupt die Möglichkeit habe so etwas zu machen. Ich denke für rd. 85% der Weltbevölkerung is sowas komplett außerhalb der Vorstellungskraft. In Mitteleuropa geboren zu sein und in die Situation gekommen zu sein so eine Reise machen zu können macht mich wirklich dankbar!

Ich glaub jetzt schön langsam hab ich die richtige Balance zwischen Alleinsein, sozialem Kontakt, Anstrengung und Entspannung gefunden. Und ich lese derzeit wieder recht viel, was mir unglaublich Spaß macht.


1 Kommentar:

  1. 5te, 6te Foto von oben ist stark (Straße bergab). Da mit Rennrad und Wind im Rücken, unbesiegbar!

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