Da ich noch immer a bisserl fertig bin nach der Radtour, mag
ich auch mitm Bus keinen m mehr fahren und beschließe mich einfach auf ein Betreiebsgelände
zu stellen…
links und rechts geht’s steil bergauf und ich sehe echt keine andere
Möglichkeit…die Hoffnung, dass auch in Norwegen in Betonwerken am Wochenende
nicht gearbeitet wird bestätigt sich.
Da auf diesem meiner Meinung nach extrem mies geführtem Betonwerk
aber weit und breit keine Toiletten zu finden sind, begebe ich mich zum
Frühstück mal in die Nähe einer Tankstelle, fülle dort meine Wasservorräte auf,
benutze die Toilette und kaufe zum Dank für die Gastfreundschaft noch ein
Eis…kurz: der Tag beginnt gut.
Dann bin ich überrascht, wie schnell die Landschaft hier
wechselt…mal fährst du in dicht bewaldetem Gebiet, wo jederzeit ein Elch
hervorspringen KÖNNTE, dann plötzlich geht’s ein Stück hoch und du bist in ner
kargen Steinlandschaft…
Mit der Zeit hab ich nun ein Gespür für gute Standplätze
entwickelt und so finde ich den bislang besten Schlafplatz mitten auf einem
Hochplateau…und gratis obendrein!
Ich staunte nicht schlecht, als am Morgen der
Aussentemperaturfühler 2°C angezeigt hat, obwohls am Abend noch 21°C hatte!
Zudem wurde der Bus diesmal richtig auf Insektendichigkeit
getestet. Es wimmelte von blutsaugenden Biestern…keine kam rein…keine!
Gleich in aller Frühe gings dann zum Besseggengrat. Ich
hatte am Abend zuvor schon die dortigen Gepflogenheiten ausgekundschaftet und
wußte wie es die Detlefs, Heinz-Rüdigers und Jens-Dorstens angingen.
Also machte ich es anders. Ich ging den Grat in die
verkehrte Richtung und startete zusätzlich noch recht früh; so gegen 7Uhr.
Dafür wurde ich mit Einsamkeit entlang meines gesamten Aufstiegs und an den
schönsten Stellen belohnt! Einfach unglaublich schön dort. Wirklich
spektakulär!
Oben die Gebirgsseen, unten der gletschergespeiste und daher
grün schimmernde See…unglaublich!
Hr Krauß könnte sicher im Kopf überschlagen welche Kraft da
auf die Felswände wirkt, wenn ein 40m tiefer See auf eine nur rund 10m mächtige
und 50m lange Felswand ohne Gegendruck wirkt…mir blieb nur die Einschätzung
„sehr viel“ übrig und ich staunte…
Und weil ich so ein unglaublicher Glückspilz bin, komm ich
auch völlig unerwartet (ich hätte ansonsten 3Std warten oder eben 3Std Rückwegen
schaffen müssen) aufgrund eines technischen Defekts, der die Fähre 1Std lang an
der Abfahrt gehindert hatte, in den Genuß einer Fährüberfahrt.
Ich hatte keine
Ahnung wie was wann wo die Fähre ging, kam vom Weg direkt zur Anlegestelle, die
hatten gerade abgelegt und riefen mir zu „Gjendesheim?“…
Ich hatte KEINE AHNUUNG, sagte halt mal „This direction“…die
legten wieder an, ich ging an Bord, superklass!
Dieses war also der erste Streich der großen Ziele hier in
Mittelnorwegen…gleich am selben Tag noch gings weiter zum Parkplatz Glitterheim
um am nächsten Morgen den Aufstieg zum Glittertind anzugehen; der 2. höchste
Berg Norwegens.
Das Besondere daran ist, dass der eigentliche Startpunkt,
die Hütte Glitterheim rd. 8km innerhalb des Nationalparks liegt. Und da in
Norwegen in NP grundsätzlich keinen motorisierten Verkehr gibt, ist die Anreise
per Rad zu bewerkstelligen :-)
Heißt, in der Früh mal mit vollem Rucksack und allem drum und dran mitm Rad zur Hütte und dann
den Aufstieg beginnen.
Der Berg selber is komplett einfach und ohne Probleme
gwesen. Der Gipfel sehr schön und ich glaube auch die Höhe nach rd. 1 Monat auf
Meereshöhe ein bisserl zu spüren…oder isses es Chilli…ich weiß nicht recht.
Und bitte eine SENSATION: Ich sehe meine ersten freilebenden-und-lebenden-und-nicht-nur-die-Gagsi-REENTIERE:
Link zur Tour
Und die Tiere setzen sich in Bewegung, genau auf mich zu,
ich verhalte mich in den Nationalpark-Broschüren beschrieben, setze mich hin
und verhalte mich ruhig, sie kommen immer näher…
Dann kommen 3 Mädels über den Grat…und was soll ich
sagen…Schnatterschnatterschnatter…hahaha…hihi, so lustig ois…und weg woans die
Viecherl…i glaub die Mädels woan so vertieft in ihre sicherlich total wichtigen
Gespräche, dass se net amal mitbekommen…ok, laß ma des…
Am Abend dann den Wahnsinns-Stellplatz gefunden, den ich
auch noch eine weiteren Nachmittag zum Lesen und Entspannen genutzt habe dann…
Eigentlich war für den nächsten Tag der höchste Berg
Norwegens geplant, aber 1. hatte ich üüüüberhaupt keinen Bock nochmal so früh
aufzustehen und mich so anzustrengen und 2. …kamen mir 4 Niederländer ganz gelegen. Mit ihnen wars recht nett, deshalb mußte ich mich auch mal ausschlafen
am nächsten Tag.
Ich verbracht den Tag in Lom und auch im dortigen
"Legevakt" (=Ärztezentrum) wegen meines Ohres, das no immer a bissl Probleme
machte…eingehende Untersuchungen zeigten aber: Es is ka bakterielle Entzündung,
sondern nur ein Virus…und gegen den kann ma nix machen ausser abwarten.
Wie sich herausstellte, war der Ruhetag die genau richtige Entscheidung, da der
Parkplatz zur Spliterstulen-Hütte am nächsten Tag nur rd. zur Hälfte gefüllt
war.
Um der Masse zu entgehen, startete ich jedoch wieder um
6Uhr; bei mir heißt das: 4:15Uhr aufstehen! A guates und ausgiebiges Frühstück
muss sein!
Der frühe Start hat sich aber ausgezahlt Ich hatte den
Gipfel rd. 30min für mich allein!
Beim Abstieg sah ich dann die unglaubliche Menge an Leuten,
die den kürzeren Aufstieg als Touri-Tour gewählt haben den Gletscher empor
steigen. Der Hüttenwirt erwartete rd. 600Personen an diesem Tag!!!!!!
Ich war
Nr. 2 am Gipfel an diesem Tag; ein Schwede war schon um 2Uhr gestartet und
wollte den Sonnenaufgang vom Gipfel aus sehen.
Ich muss sagen, dass ich mich selten so einen Berg
hochgequält hab. Es war nicht die Distanz oder der Höhenunterschied…keine
Ahnung was los war…Ich glaub die für mich unerträgliche Hitze am Start hat mich
einfach gekillt.
Aber die 3 Touren haben mir sehr gefallen. Jedes Mal viel
Zeit für mich gehabt. Und immer jemanden getroffen und eine gute Unterhaltung
geführt.
Bei allen meinen Touren hier und bei all der Zeit die ich
hier verbringe, denk ich wirklich oft dran, wie unglaublich viel Glück ich hab
sowas machen zu können. Und wie wahnsinnig privilegiert ich bin, dass ich
überhaupt die Möglichkeit habe so etwas zu machen. Ich denke für rd. 85% der
Weltbevölkerung is sowas komplett außerhalb der Vorstellungskraft. In
Mitteleuropa geboren zu sein und in die Situation gekommen zu sein so eine
Reise machen zu können macht mich wirklich dankbar!
Ich glaub jetzt schön langsam hab ich die richtige Balance zwischen
Alleinsein, sozialem Kontakt, Anstrengung und Entspannung gefunden. Und ich
lese derzeit wieder recht viel, was mir unglaublich Spaß macht.
5te, 6te Foto von oben ist stark (Straße bergab). Da mit Rennrad und Wind im Rücken, unbesiegbar!
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